Das Amerikahaus war Festivalzentrum des 39. Filmfests München!
Festivalstimmung im Amerikahaus! Vom 23. Juni bis 02. Juli 2022 durften wir als Festivalzentrum des 39. Filmfests München 2022 zahlreiche Besucher*innen, Filmteams und Journalist*innen begrüßen.
Im Amerikahaus fanden sämtliche Gespräche der Reihe "Filmmakers Live!", viele großartige Filmvorführungen und ein reges Festivaltreiben statt. Das Publikum konnte es sich außerdem im Anschluss an die Filme und Gespräche im Biergarten und in der Besucher-Lounge unter luftigen Zeltdächern in unserem Garten gemütlich machen, die tolle Atmosphäre genießen und den Sommer und den Film feiern.
Filmfest meets Amerikahaus
Wir freuten uns besonders über die Weltpremiere von Paloma am Freitag, 24. Juni 2022, für welche Hauptdarstellerin Kika Sena, Schauspielerin Ana Marinho, Regisseur Marcelo Gomes und Koproduzent Ernesto Soto Canny aus Brasilien angereist waren. Paloma erzählt den Kampf einer Transfrau in Brasilien um ihr Recht auf eine traditionelle Hochzeit. Das Filmteam beantwortete nach der Filmvorführung die Fragen des begeisterten Publikums und Regisseur Marcelo Gomes verriet, dass er vor ca. zehn Jahren in einer Zeitung über die Geschichte von Paloma di Silva gelesen hatte und dies die Inspiration für den Film war. Kika Sena betonte, dass Paloma ein Porträt vieler brasilianischer Frauen sei und nicht nur die Willensstärke brasilianischer Transfrauen darstelle, sondern die aller brasilianischer Frauen. Eine weitere thematisch zu unseren Ausstellungen TransTrans: Transatlantic Transgender Histories und TransMünchen: Geschichte und Gegenwart Münchner Trans*Menschen passende FIlmvorführung war die des dokumentarischen Porträts Ein Hauch Leben, welches die Geschichte von Lucy, der ältesten transsexuellen Frau Italiens und eine der wenigen verbliebenen Überlebenden des KZ Dachau, erzählt. Ihr turbulentes Leben wird darin zu einer Metapher über den Durchhaltewillen des Menschen.
Neben Paloma konnten weitere Filmhighlights aus Lateinamerika bei uns im Amerikahaus angesehen werden. Die Filmemacher*innen von El Hoyo En La Cerca, Domingo Y La Niebla, Utama und Marte Um thematisierten vor allem die soziale Ungleichheit und den gesellschaftlichen Wandel vor dem Hintergrund der zunehmenden finanziellen und territorialen Ausbeutung Lateinamerikas. Die USA waren mit zwei spannenden Filmen bei uns vertreten: Der faszinierend Essayfilm The Taking führte die Besucher*innen ins amerikanische Monument Valley, der weltbekannten Kulisse für klassische Westernfilme, das traditionelles Navajo-Gebiet ist. Finaler Höhepunkt am letzten Abend des Filmfests war bei uns die Filmvorführung von The Humans, feinstes amerikanisches Kitchen-Sink-Arthouse Kino mit Starbesetzung.
Impressionen vom Filmfest im Amerikahaus
"Filmmakers Live!" - Filmschaffende hautnah
Für die "Filmmakers Live!"-Gespräche nahmen zahlreiche internationale Regisseur*innen, Produzent*innen und Schauspieler*innen auf unseren Bühnen im Theater- und Karolinensaal Platz. So waren beispielsweise Marie Kreutzer, Regisseurin des diesjährigen Eröffnungsfilms Corsage, und die Regielegenden Doris Dörrie und Rosa von Praunheim im Amerikahaus zu Gast. Zum "Filmmakers Live!"-Gespräch besuchten uns unter anderem die Schauspielerinnen Anke Engelke und US-Amerikanerin Lily Gladstone, die demnächst neben Leonardo Di Caprio und Robert de Niro die Hauptrolle im neuen Martin-Scorsese-Film Killers of the Flower Moon spielen wird. Auf dem roten Teppich vor dem Amerikahaus war also reges Treiben angesagt und auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die im Amerikahaus als Teil des Branchenpanels zum Thema "Teilhabe ermöglichen: Die deutsche Filmindustrie im Aufbruch" über Diversität in der deutschen Filmlandschaft diskutierte, gesellte sich dazu.
Diversität stand im "Filmmakers Live!"-Gespräch zu "Trans(Visionen) im Kino" im Mittelpunkt. Es handelte - thematisch passend und ergänzend zu unseren Ausstellungen TransTrans und TransMünchen - davon, wie Transgender-Themen in den Filmen Ein Hauch Leben und Paloma erzählt werden. Moderiert wurde das Panel von Alex Bakker, einer der Kuratoren unserer Ausstellung TransTrans – Transatlantic Transgender Histories, die auch während des Filmfest geöffnet war und von zahlreichen Interessierten besucht wurde. Die Filmteams erläuterten, welche Klischees und Tabuthemen sie zu vermeiden suchten. Regisseur Marcelo Gomes wollte mit Paloma die Mikroaggressionen aufzeigen, die Trans*Menschen in Brasilien erleben, und fand in der Schauspielerin Kika Sena die Idealbesetzung für die Hauptrolle der Paloma, die auch wichtige Impulse und Hinweise für das Filmskript gab. Das italienische Regisseur-Duo Daniele Coluccini und Matteo Botrugno betonte in Bezug auf ihre Protagonistin Lucy: "Trans people are always very different from each other. Lucy‘s story is not the story of someone else".
Ihre eigenen Geschichten, die eng mit den Entwicklungen in ihrem Heimatland verbunden sind, erzählten auch die Regisseur*innen Alejandro Loayza Grisi (Utama), Joaquín del Paso (El Hoyo En La Cerca), Anita Rocha da Silveira (Medusa) und Ariel Escalante Meza (Domingo Y La Niebla). Im "Filmmakers Live!"-Gespräch "Tradition, Religion und sozialer Wandel im lateinamerikanischen Film" zeigten die Regisseur*innen tiefschürfende gesellschaftliche Aspekte im lateinamerikanischen Kino auf und sprachen unter anderem über Tradition und die Macht von religiösen Institutionen. Von ihren eigenen Erfahrungen im lateinamerikanischen Film berichteten auch die Schauspielerinnen, Drehbuchautorinnen und Regisseurinnen von Carajita, Marte Um und Medusa beim "Filmmakers Live!"-Gespräch "A New Generation of Women in Latin American Cinema".
Es war uns eine große Freude, das Festivalzentrum des Filmfest München 2022 zu sein und so viele Filmschaffende und Besucher*innen begrüßen zu dürfen. Wir bedanken uns ganz herzlich beim Filmfest und bei allen, die im Amerikahaus waren!
Das war "Filmmakers Live!" im Amerikahaus
Alle Gespräche der Reihe "Filmmakers Live!" wurden aufgezeichnet und können auf dem Youtube-Kanal des Filmfests angesehen werden.
Bild oben: Amerikahaus mit Filmfest Bannern © Filmfest München, Ronny Heine