Die Entwicklung des Amerikahauses
Nach Kriegsende war es die zentrale Aufgabe der Amerikahäuser in Deutschland, die Demokratisierung der Deutschen anhand des Vorbilds Amerika voran zu bringen. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Repräsentation der USA und Umerziehung (re-education) der Deutschen durch Information. Die ganze Vielfalt der amerikanischen Kultur, Politik und Gesellschaft sollte dargestellt werden - durchaus auch kritisch. Das Amerikahaus entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Institutionen des Münchner Kulturlebens und zog monatlich durchschnittlich 80.000 Menschen an. So wurde das Amerikahaus zu einer der aktivsten Kultureinrichtungen der USA in ganz Europa. Bücherbusse und Filmmobile erreichten auch die Gemeinden im Münchner Umland. Finanziert wurden diese Aktivitäten zunächst von der amerikanischen Militärregierung, später dann von der United States Information Agency (USIA).
Im Verlaufe des beginnenden Kalten Krieges wandelte sich der Auftrag hin zur Festigung der transatlantischen Beziehungen. Konzerte, insbesondere Jazzkonzerte, Ausstellungen und Vorträge trugen einen maßgeblichen Teil hierzu bei. Neben der deutschen Begeisterung für das Amerika John F. Kennedys oder für die Mondlandung stellten Krisensituationen wie der Vietnamkrieg und die Konflikte und Widersprüche in der amerikanischen Gesellschaft besondere Herausforderungen an die Arbeit des Amerikahauses. In dieser Zeit wurde es auch zum Ziel zahlreicher Proteste. Diese Auseinandersetzungen konnten jedoch nichts an dessen kultureller Bedeutung ändern.
Ein Wendepunkt war das Jahr 1997, als die US-Regierung im Rahmen von Sparmaßnahmen ihre Arbeit im Amerikahaus einstellte. Seitdem wird es als bayerische Institution weitergeführt.
Heute ist es ein offenes Haus für Bürger*innen und transatlantische Akteure, das sich der Zusammenarbeit und Vernetzung mit Amerika widmet. Das Amerikahaus hat den Wandel von einer Institution der amerikanischen Regierung zu einem Raum des deutsch-amerikanischen Gedankenaustausches in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft vollzogen und ist ein fester Bestandteil der deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Die wichtigsten Meilensteine im Überblick
1945
Im Oktober 1945 wurde von der amerikanischen Militärbehörde in der Medizinischen Lesehalle am Beethovenplatz in München ein "American Reading Room" eingerichtet, die erste Institution dieser Art in der Welt. Die zunächst nur beschränkt zugängliche Bibliothek wurde im Januar 1946 für die Allgemeinheit geöffnet. Eine Buchspende mit deutscher Exilliteratur ergänzte die rund 500 amerikanischen Bücher und 20 Zeitschriften.
1948
Die stetig wachsende Bibliothek musste noch zweimal umziehen, bis sie im Juli 1948 in den ehemaligen "Führerbau" in die Arcisstrasse zog, in dem heute die Musikhochschule untergebracht ist. Die Münchner nannten das amerikanische Informationszentrum sehr bald “Amerikahaus”, ein Name, den die Amerikaner übernahmen. Das Angebot umfasste inzwischen eine Bibliothek mit 36.000 Bänden, einen Zeitschriftenlesesaal, eine Kinderbücherei, eine Schallplatten- und eine Filmabteilung. Dazu kamen ein Konzertsaal, mehrere Vortrags- und Unterrichtsräume sowie großzügige Ausstellungsflächen.
1953
Die neugegründete United States Information Agency (USIA), Informationsagentur der Vereinigten Staaten, übernimmt die Leitung des Amerikahauses. Die US-amerikanische Behörde mit Sitz in Washington, D.C., war zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit und hat neben dem Amerikahaus München die Leitung weiterer Amerika-Häuser in mehreren deutschen Städten übernommen.
1957
Am 13. Mai 1957 wurde auf dem Gelände des zerstörten Lotzbeck-Palais am Karolinenplatz das vom Architekten Karl Fischer entworfene und vom Bayerischen Landbauamt errichtete neue Gebäude des Amerikahauses eröffnet. Der Freistaat Bayern hatte den Grund zur Verfügung gestellt und übernahm den größten Teil der Baukosten. Das Haus ist nach wie vor bayerisches Eigentum.
Das Amerikahaus entwickelte sich schnell zu einer der wichtigsten Institutionen des Münchner Kulturlebens und zog monatlich durchschnittlich 80.000 Menschen an. Bücherbusse und Filmmobile erreichten auch die Gemeinden im Münchner Umland. Finanziert wurden diese Aktivitäten zunächst von der amerikanischen Militärregierung, später dann von der United States Information Agency (USIA).
1960er
Im Verlaufe des beginnenden Kalten Krieges wandelte sich der Auftrag hin zur Festigung der transatlantischen Beziehungen. Neben der deutschen Begeisterung für das Amerika John F. Kennedys oder der Mondlandung stellten Krisensituationen wie der Vietnamkrieg und die Konflikte und Widersprüche in der amerikanischen Gesellschaft besondere Herausforderungen an die Arbeit des Amerikahauses. In dieser Zeit wurde es auch zum Ziel zahlreicher Proteste. Diese Auseinandersetzungen konnte jedoch nichts an dessen überragender kultureller Bedeutung, gerade auch bei der kritischen Jugend, ändern.
1997
Im Rahmen von Sparmaßnahmen der US-Regierung wurde die Arbeit der United States Information Agency (USIA) im Amerikahaus im Juni 1997 eingestellt, ein Teil davon im US Generalkonsulat fortgeführt. Die öffentliche Bibliothek, die Beratungsstelle für den Jugendaustausch und das Veranstaltungsprogramm standen vor dem Ende.
Doch wie wichtig das Amerikahaus für die Landeshauptstadt und ganz Bayern geworden war, zeigte sich darin, dass die Initiative, das Haus als bayerische Institution weiterzuführen, breite Unterstützung in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit fand. Die Freunde des Amerika Hauses e.V., aus dem später der heutige Amerikahaus Verein e.V. - Freunde und Förderer des Hauses hervorging, führten die Arbeit zunächst in eingeschränktem Umfang weiter.
1998
Im Januar 1998 wurde das Bayerisch-Amerikanische Zentrum (B.A.Z.) im Amerika Haus München e.V. gegründet, welches die Trägerschaft des Amerikahauses übernahm.
2014
Am 01.01.2014 wurde die Trägerschaft des Hauses von der Stiftung Bayerisches Amerikahaus gGmbH – Bavarian Center for Transatlantic Relations, Gesellschaft des Freistaats Bayern, übernommen.
2016
Im Januar 2016 zog die Institution Amerikahaus in Interimsräume in die Barer Straße 19a. Die Generalsanierung des Gebäudes am Karolinenplatz begann, um existierende bauliche Mängel zu beseitigen, die Energiebilanz des Hauses zu verbessern und das Raumangebot neuen Anforderungen anzupassen.
2020
Ende Mai 2020 ist das Team der Stiftung Bayerisches Amerikahaus gGmbH von den Interimsräumen in der Barer Straße 19a in das generalsanierte Amerikahaus-Gebäude zurückgezogen. Die mit neuester Technik ausgestatteten Veranstaltungsräume, darunter der neu geschaffene Karolinensaal mit großartigem Blick auf den Karolinenplatz, und die Ausstellungsflächen stehen der Öffentlichkeit seit Juli 2020 wieder zur Verfügung.
Das Amerikahaus-Gebäude
Das denkmalgeschützte Gebäude am Karolinenplatz wurde als Symbol für die demokratische Wiedergeburt in München errichtet und steht für die transatlantische Freundschaft. Es ist beispielhaft für die Architektur der Nachkriegsmoderne, für welche offene und transparente Gebäude typisch sind – ganz im Sinne der Demokratisierung Deutschlands. Zudem passt es sich seinem Umfeld an, indem es sich an der klassizistischen Bauweise am Karolinenplatz orientiert.
Es handelt sich um einen freistehenden, viergeschossigen Baublock über quadratischem Grundriss, mit trommelförmig kupferverschalter Flachkuppel über kreisförmigem Lichthof, der alle Geschosse durchzieht. Das Erdgeschoss ist mit Kelheimer Muschelkalk verkleidet, die Fenster des ersten Obergeschosses sind durch eine ädikula-artige Rahmung betont. Zur Gartenseite hin befindet sich ein niedriger Bau, in dem sich der Theatersaal befindet.
(Architekten: Karl Fischer und Franz Simm, 1955-57)
Anfang 2016 begann die Generalsanierung des Amerikahauses, die 2020 abgeschlossen wurde.
Foto oben: Amerikahaus © Leonhard Simon