Yıldız Aşar (Universität Bamberg) und Andrew Wildermuth (FAU Erlangen-Nürnberg) haben nach einem kompetitiven Auswahlverfahren die Post-Graduate Research Fellowships 2024 an der Harvard University erhalten. Die mit jeweils 4.000 Euro dotierten Fellowships werden gemeinsam von der Bayerischen Amerika-Akademie (BAA) und dem Harvard Club München e.V. verliehen und ermöglichen Wissenschaftler*innen in frühen Karrierestadien seit 2008 Rechercheaufenthalte an der amerikanischen Spitzenuniversität.
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Über die Forschungsprojekte der Stipendiat*innen
Während ihrer Zeit an der Harvard University wird sich Yıldız Aşar mit dem Aufkommen dystopischer Jugendliteratur seit den frühen 2000er-Jahren befassen. Für ihr Dissertationsprojekt untersucht die Amerikanistin von der Universität Bamberg Erzählungen, in deren Zentrum junge Protagonistinnen stehen, die mit Umweltkatastrophen und ihren gesellschaftspolitischen Auswirkungen umgehen müssen. Sie untersucht, wie solche Narrative "weibliche" Subjektivitäten von Personen umdeuten, die oft durch sich überschneidende Unterdrückungsmechanismen marginalisiert werden, sie so als Hoffnungsträgerinnen im Umgang mit der ökologischen Krise darstellen und dabei auch alte Vorstellungen über "Frauen und Natur" revidieren. Dazu wird sich Yıldız Aşar an der Harvard University mit führenden Expert*innen ihres Forschungsfelds vernetzen und die umfangreichen Bibliotheksbestände nutzen, um ihren konzeptionellen Rahmen und ihre Analyse zu konkretisieren.
Andrew Wildermuth wird im Rahmen seines Fellowships an der Harvard University insbesondere in der Houghton Library recherchieren, einer Bibliothek, die seltene Bücher, Manuskripte und andere Primärquellen bereithält. Um sein Dissertationsvorhaben fertigzustellen, möchte der Amerikanist von der FAU Erlangen-Nürnberg etwa die Emily Dickinson Collection besuchen, um in den Originalmanuskripten der bekannten amerikanischen Lyrikerin politische Aspekte der eigentümlichen Materialitäten ihrer Werke herauszuarbeiten. In den Sammlungen der Margaret Fuller Family Papers wird Wildermuth Margaret Fullers private Notizen, Briefe und Manuskriptentwürfe einsehen, um die historische Dringlichkeit seiner Interpretation von Fuller und von, wie er sie nennt, 'liberal-reformistischer' Literatur vor dem amerikanischen Bürgerkrieg zu untermauern.
Über die Stipendiat*innen
Yıldız Aşar ist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Amerikanistik der Universität Bamberg. In ihrem Dissertationsprojekt untersucht sie Darstellungen junger Frauen bzw. von "Girlhood" und der ökologischen Krise in zeitgenössischer spekulativer Jugendliteratur aus den USA im 21. Jahrhundert. Ihr Bachelorstudium in Englischer Sprache und Kultur an der Boğaziçi University in Istanbul schloss Yıldız Aşar mit Auszeichnung ab. Daraufhin absolvierte sie das European Joint Master's Programme in English and American Studies an der Universität Bamberg, verbrachte in diesem Rahmen ein Auslandssemester an der Universität Graz und erhielt den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen internationaler Studierender an deutschen Hochschulen. Kürzlich erhielt sie den Bettina-Paetzold-Preis für gute Genderlehre der Universität Bamberg. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Ecocriticism und Ökofeminismus, Gender und Girlhood Studies, Jugendliteratur, Spekulative Literatur und Futurismen.
Andrew Wildermuth promoviert im Fachgebiet Nordamerika-Studien an der FAU Erlangen-Nürnberg und ist Mitglied im DFG-geförderten Garduiertenkolleg "Das Sentimentale in Literatur, Kultur und Politik". Seine wissenschaftliche Arbeit ist in Iperstoria, aspeers und ZAA: Zeitschrift für Anglistik und Amerikanistik erschienen; seine Gedichte in Lana Turner, Oxford Poetry und dem Columbia Journal. Sein Dissertationsprojekt trägt den Titel “American Malleability: Aesthetics and Politics of Change in Nineteenth-Century U.S. Literature” und befasst sich der Amerikanist mit Fragen der Anpassungsfähigkeit in US-amerikanischer Literatur des Zeitraums 1820 bis 1870. Dabei betont er Auseinandersetzungen mit dem Menschen, der Kolonie und Debatten darüber, wer und was verändert werden kann und macht dabei drei Tendenzen fest: eine liberal-reformistische, eine radikal-kritische sowie eine nihilistisch avant-gardistische. Unter den Autor*innen, die Wildermuth berücksichtigt, sind Margaret Fuller, Frederick Douglass, Herman Melville, William Apess, Frances Harper, John Rollin Ridge und Emily Dickinson.
Das Post-Graduate Research Fellowship an der Harvard University ist Teil des Fellowship-Programms der Bayerischen Amerika-Akademie und wird seit 2008 gemeinsam mit dem Harvard Club München e.V. verliehen, der das Stipendium sponsort. Dem Harvard Club danken wir ganz besonders für die stets so gute Zusammenarbeit bei der Vergabe der Fellowships.
Yıldız Aşar und Andrew Wildermuth gratulieren wir sehr herzlich zu ihrem Forschungsstipendium und wünschen ihnen viel Erfolg bei ihren Vorhaben in Harvard!